top of page

Klappentext

Anderswelt | Engelsgeduld

​Ich wusste, was sich hinter diesen kostbar makellosen Gesichtern verbarg. Wusste, dass unter der Oberfläche ihrer Porzellanhaut zügellose Mörder lauerten. Ja, ich kannte ihre engelsgleichen und melodischen Stimmen.

Ich bin Melody Gallagher, aber alle nennen mich Gally.
In den letzten Wochen ist mir viel Seltsames passiert. Angefangen damit, dass mich eines nachts zwei Wesen aus einer anderen Welt besuchten und mir offenbart haben, der Tod sei mein Vater.
Der Kerl mit dem schwarzen Umhang und der Sense, könnt ihr euch das vorstellen?
Ich jedenfalls konnte es nicht, bis ich ihn traf und immer tiefer in seine Welt eintauchte.
Zusammen mit meinem Wächter und dem Rest der chaotischen Wegbegleiter, ging ich für ihn auf Seelensuche.
Inzwischen zieht ein dunkler Schatten über die Anderswelt und ändert alles. Der ewig währende Frieden war vorbei und uns wurde klar, dass wir kämpfen mussten, um zu überleben.

Gegen einen Feind, der unbesiegbar war.
Gegen einen Feind, der skrupellos war.
Gegen einen Feind, den ich vielleicht sogar liebte.

Anderswelt Engelsgeduld

DAS KOMPLETTE ZWEITE KAPITEL

Anderswelt Trilogie
Meine Schwester und ich

BANNER, NORAH

Die Story hat mir so gut gefallen, dass ich überlegt habe, mich von der nächsten Brücke zu stürzen, um mit Ankou und einem guten Glas Wein darauf anzustoßen.

Ja, und was sie mich alle gelehrt haben: man sollte geneu hinsehen, denn Weiß ist nicht immer das Gute und Schwarz nicht immer das Böse!

Ach ja: und Engel sind geflügelte Psychos, danke Gally für diese Weisheit.

Gemaltes Lizenzfreies Bild von Rena

BO.TSCHI

Anderswelt entführt den Leser zusammen mit Melody Gallagher in eine chaotische Welt, in der nichts so ist, wie man früher gedacht hat. Wenn man doch nur wüsste ob man dem Engel oder dem Teufel auf seiner Schulter zuhören sollte ...

Gespickt mit einer guten Portion Sarkasmus und einem locker leichten Schreibstiel ein absolutes Muss für jeden Dark-Fantasy-Fan.

LESEPROBE

Genehmigtes Bild einer Bloggerin

NOUKS_BOOKS

Anderswelt beinhaltet einfach alles was ein grandioses Buch füür mich ausmacht!

Sarkasmus, Humor, Kämpfe, Gut und Böse.

Das Buch hat mich von Anfang an in den Bann gezogenund nicht wieder losgelassen!

Schon jetzt ein absolutes Jahreshighlight!

Helfende Elfen

PING!

»Ich geh’ schon!«, schrie ich und stolperte mehr die Treppen hinunter, als dass ich lief. Der Popcorn Geruch schlug mir schon, bevor ich die Küchentür öffnete, ins Gesicht, aber ausnahmsweise auf eine gute Art.

Gereizt fummelte ich an der Verpackung herum und versuchte jetzt schon seit geschlagenen fünf Minuten den Inhalt dort herauszubekommen. Ich hätte jetzt gerne gesagt, dass ich es in Minute sechs schließlich geschafft hatte, aber dem war nicht so.

»Bist du endlich fertig?«, rief Abbie aus dem Wohnzimmer.

»Das ist keine Absicht, vielleicht bin ich einfach allergisch gegen Küchenarbeit«, antwortete ich lachend. »Leg schonmal die DVD ein, ich komme gleich.«

Einen Augenblick später hatte ich dann doch den Kampf gegen das Plastik gewonnen und lief zusammen mit einer Schüssel heißem Popcorn und dem Imperial March als Begleitung zurück ins Wohnzimmer und schlüpfte grinsend zu Abs unter die Wolldecke.

»Kann losgehen«, sagte ich, ehe ich mir genüsslich die erste Hand voll Popcorn in den Mund schob.

 

***

 

Das nächste Mal als ich die Augen aufschlug, zeigten die Ziffern meiner Armbanduhr schon weit nach Mitternacht an. Wir mussten irgendwann während des Films eingeschlafen sein, was zumindest bei mir nichts Neues war. Ich krabbelte aus meiner unbequemen Position heraus und rutschte fast lautlos vom Sofa, um Abbie nicht zu wecken.

Bevor ich nach oben in mein eigenes Bett ging, zog ich die Decke über Abs und brachte das Popcorn in Sicherheit. Immerhin wollte ich nicht noch zehn Raben mehr in meinem Garten haben. Diese Viecher machten einem den ganzen Rasen kaputt.

Müde schlurfte ich die Treppen hoch und wäre fast gegen den großen, breiten Rücken gelaufen, der urplötzlich in meinem Zimmer stand. Jedenfalls war ich mir sicher, dass vorhin als ich den Raum verlassen hatte, noch kein fremder, griesgrämig guckender Mann darin gewesen war.

Ich wünschte wirklich, ich könnte euch jetzt erzählen, wie furchtbar lässig ich den Kopf geneigt und ihn gefragt hatte, was das soll. Aber feige, wie ich nun mal war, schrie ich stattdessen wie am Spieß. Und schneller als ich wieder bei der Tür sein konnte, stand der Fremde vor mir und hielt mich am Arm fest. »Guten Abend.«

Keine Ahnung, ob er wirklich erwartet hatte, dass ich etwas darauf erwiderte oder ihn gar fragte, ob ich ihm nicht ein wenig Tee und Gebäck servieren sollte. Aber ich war nun mal nicht der Typ Mensch, der seinen Einbrechern lächelnd den Tresor zeigte. Also griff ich nach dem ersten waffenähnlichen Gegenstand, den ich in die Hand bekam, und schlug ihm damit gegen die Brust. Um auf das Thema feige zurückzukommen, ich drohte gerade einem fremden Mann, der mitten in der Nacht in meinem Zimmer stand, panisch mit einem Bilderrahmen. Und als wäre das noch nicht seltsam genug, war darin auch noch ein Foto von meinem sieben Jahre alten Ich verewigt. Dessen größter Kampf es war, zu testen, wie viele Oreo Kekse auf einmal in seinen Mund passten. Die Antwort weiß ich leider nicht mehr, aber aus der Sicht meiner 21-jährigen Version wären es an guten Tagen zehn Stück.

»Wer bist du?«, brüllte ich den Fremden an. Ich weiß nicht einmal mehr, ob es wirklich Absicht gewesen war ihn anzubrüllen oder bloß ein Reflex. Jedenfalls, jetzt war es schon mal raus, also beharrte ich nun auch auf meine Antwort. »Wie bist du hier hereingekommen?«

Der Mann neigte den Kopf und warf einen skeptischen Blick auf den Bilderrahmen in meiner Hand, während er langsam aber lächelnd die Hände hob. »Ich werde dir nichts tun, Gally.«

Jetzt war es vermutlich ich, die ihn verwirrt anstarrte. Erstens, weil er meinen Namen kannte und zweitens, weil die potenziellen Serienkiller in Horrorfilmen immer sowas sagten, wie Ich werde dir nichts tun oder Hab keine Angst und das meistens kurz bevor sie dir die Kehle aufschlitzten.

»Ach ja?« Ich gebe zu, ich hatte mehr sagen wollen. Was sich als ziemlich schwer herausstellte, jetzt, da selbst diese zwei Worte mich den übriggebliebenen mickrigen Rest Atem gekostet hatten. Ich wollte taff sein, wollte zumindest nicht kampflos das Zeitliche segnen und hatte mir fest vorgenommen, das wenigstens mit einem lässigen Spruch zu tun. Meine Fingerspitzen gruben sich in das Holz des Bilderrahmens, während ich vorsichtig einen Schritt zurück machte und es noch einmal mit dem gerade erwähnten, lässigen Satz versuchte. »Verschwinde, du hast hier nichts zu suchen, du Kröte!« Das hörte sich doch schon besser an.

Mit immer noch erhobenen Händen trat er ebenfalls einen Schritt nach vorn.

»Ich werde dir nichts tun«, wiederholte er. »Dein Vater schickt mich.«

»Mein Vater?«

Er nickte und ließ jetzt auch die Hände sinken.

»Ich habe keinen Vater.«

»Jeder hat einen Vater«, sagte er, und sah mich an, als wäre ich schwer von Begriff. Womit er in diesem Fall nicht ganz falsch lag, immerhin war das wirklich eine selten dämliche Aussage gewesen.

»Ich meine, ich kenne meinen Vater nicht.«

Er seufzte, aber es war ein Seufzer der Art, der einem signalisierte, dass es gerade nur schwer zu ertragen war, weiter über das Offensichtliche zu diskutieren. »Er hat gerade erst von deiner Existenz erfahren, sieh es ihm nach.«

Okay, vielleicht war der Fremde ja doch nicht so schräg wie ich dachte. Ohne den Bilderrahmen loszulassen, der nach wie vor als meine einzige Waffe herhalten musste, nahm ich mir wenigstens gedanklich vor, ihm eine Chance zu geben. »Wie heißt er?«

Auf die Lippen des Fremden malte sich ein Lächeln. Keines der guten Sorte versteht sich und ich sollte auch gleich erfahren, wieso. »Ihr Menschen nennt ihn den Tod.«

Also doch ein irrer Serienkiller. Hah!

Ich lief, nein, ich stolperte so weit zurück, bis ich den Türknauf im Rücken hatte. Und dann hörte ich es wieder, dasselbe schwere Seufzen wie vorhin schon.

»Ich glaube, ich habe falsch angefangen«, sagte er und trat zu meiner Verwunderung sogar einen Schritt von mir weg. »Mein Name ist Mordreed. Ich arbeite für den Tod und momentan bin ich damit beauftragt, seine Tochter wieder nach Hause zu bringen.«

Ich blickte ihm mit verengten Augen entgegen, was sollte ich auch sonst tun? Ihn mit dem Bilderrahmen erschlagen? »Wenn du für den Tod arbeitest, was genau bist du dann? Sowas wie der Helfer vom Weihnachtsmann?«

»Von wem redest du?«

»Na ja, von den Typen, die behaupten, sie seien die Helfer des Weihnachtsmanns. Was offenbar voraussetzt, dass sie jeden Samstag volltrunken und mit schlecht angeklebtem falschem Bart in den Einkaufszentren herumlungern und allen erzählen, der Weihnachtsmann sei so beschäftigt, dass er nun die Heilsarmee schickt. Wie bei der Zahnfee und dem Osterhasen.«

»Du weißt aber, dass das nicht stimmt, oder? Das mit dem Weihnachtsmann und der Zahnfee?«

»Aber das mit dem Tod schon?«

»Allerdings.«

»Wenn du also nicht von der Heilsarmee bist, wer oder was bist du dann?«

»Ein Dämon.«

Es mussten einige Sekunden gewesen sein, in denen ich ihn einfach nur anstarrte und anschließend in schallendes Gelächter ausbrach. »Ein Dämon?«

Der fremde Kerl fuhr sich mit einer fast verzweifelten Geste durch sein schulterlanges dunkles Haar.

»Beweis es«, sagte ich herausfordernd und schlüpfte zwischen ihm und meinem Kleiderschrank hindurch in die Mitte des Zimmers.

»Wie denn?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Mach einfach irgendwas Dämonisches. Keine Ahnung, zaubere ein paar Heuschrecken her oder schlachte ein Lamm.«

Der ›Dämon‹ verzog das Gesicht, als hätte ich ihn zutiefst beleidigt. »So etwas tun wir nicht.«

»Ach, was tut ihr dann?«

»Wir …« Er stockte mitten im Satz und wurde plötzlich ganz blass um die Nase, und ihr müsst wissen, dass dieser Mann, äh, ich meine: Dämon, eigentlich eine angenehme Bräune hatte.

Kurz darauf wusste ich auch, wieso er nicht weitersprach. Besser gesagt, ich spürte es. Dieser unglaublich kalte Windhauch, eisiger als der Nordwind, der den Frost zu uns nach Schottland trug. Es fühlte sich an, wie der schleichende Tod. Ich war sogar felsenfest davon überzeugt, dass wenn ich mich jetzt umdrehte, hinter mir ein Skelett mit schwarzem Umhang und einer Sense in der Hand saß. Deswegen kann ich euch nicht sagen, was genau es am Ende gewesen war, das mich dazu brachte, es trotzdem zu tun. Vielleicht war es dieses Geräusch, das Rascheln der Federn, das mich neugierig machte. Doch zu meiner Überraschung saß da nicht wie erwartet der Schnitter Tod, sondern ein hübscher weißer Vogel, der sich scheinbar ein gewaltiges Blickduell mit dem ›Dämon‹ lieferte.

»Was tust du hier, Nezkeel?«, fragte Mordreed mit rauer Stimme.

»Der Vogel hat einen Namen?«

»Nicht der Vogel«, sagte er und wies mit dem Kinn auf den Tisch zurück. Ich folgte seiner Geste mit gelangweiltem Blick, nur um dann eine Sekunde später kreischend hinter den Dämon zu springen. Die Luft um mich herum knisterte, als wäre sie elektrisiert. Vor meinen Augen tauchte ein Flimmern auf, ähnlich wie bei einer Illusion oder Fata Morgana. Ein Sog aus den Farben Silber und Grau bewegte sich in geschmeidigen Linien um den Tisch herum, auf dem jetzt nicht mehr die weiße Taube hockte. Jetzt saß da ein junger Mann, und so wie er aussah, konnte er kaum älter sein als ich. 22, vielleicht auch 23, aber mehr nicht. Seine Haare waren länger als die meines neuen dämonischen Freundes Mordreed. Nur waren sie nicht so dunkel. Sie hatten dieses eisige Weiß, das allerdings irritierend gut zu dem Silber seiner Augen passte. 

Er schaute nicht böse, lächeln tat er aber auch nicht. Stattdessen hob er kurz die Hand. »Fahr fort, Mordreed, ich brenne darauf zu erfahren, wie es weitergeht.«

In meinem Kopf schwirrten so viele Fragen. War das ein Traum oder gab es Dämonen und den Sensenmann wirklich? Nach aktuellem Stand war ich mir nicht einmal sicher, ob der menschliche Verstand überhaupt für Dinge dieser Art geschaffen war. Immerhin fiel es uns damals schon schwer zu glauben, dass die Erde keine Scheibe war. Nun ja, jedenfalls, bis wir es gesehen hatten. Dann fiel mir wieder ein, dass genau das der Fall gewesen war. Ich hatte gesehen, wie die Taube sich in null Komma nichts in einen, zugegeben, relativ attraktiven Mann verwandelt hatte. Ich konnte es also getrost auf meinen verrückten Verstand schieben, dass ich dem Taubenmann ins Wort fiel.

»Was bist du?«, fragte ich und zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn, während er nur stumm eine Augenbraue in die Höhe zog.

Mordreed warf mir einen Seitenblick zu und schob meine Hand sanft wieder hinunter. »Er ist ein Freund deines Vaters.«

»Ist er auch ein Dämon?«

Doch er hatte mir nicht einmal zugehört, stattdessen schien er mich schon gar nicht mehr wahrzunehmen. Jedenfalls seitdem sein Vogelfreund hier aufgetaucht war. Der nahm mich übrigens genauso wenig wahr und warf ungeduldig einen Blick auf die Uhr über meinem Bett.

»Wir müssen jetzt gehen«, sagte er knapp. Kurz lächelte er mich kalt an und war im nächsten Moment einfach verschwunden. Zurück blieb lediglich dieses silbergraue Flimmern, das ich vorhin schon bemerkt hatte.

Mordreed wandte sich nun ganz zu mir und legte seine Hände wie ein alter Freund auf meine Schultern. »Ich komme so schnell wieder, wie ich kann. Sei vorsichtig und geh der Garde aus dem Weg.«

Und noch ehe ich überhaupt fragen konnte, wer oder was die Garde war (übrigens ein ziemlich cooler Name für eine Boy Band), war mein dämonischer Freund weg und flatterte stattdessen in Form eines Raben vor meinem Gesicht herum. Vorsichtig streckte ich den Arm nach dem Geschöpf aus. Einen kurzen Augenblick ließ er sich auf meiner Hand nieder und sah mir mit dunklen Augen entgegen. Dieselben Augen, die er auch in seiner Menschengestalt hatte.

Sekunden verstrichen, bis er sich wieder in die Luft erhob und aus dem Fenster flatterte. Ich sah ihm einen kurzen Moment lang nach, ehe ich mich dann doch gegen weitere Frostbeulen entschied und das Fenster wieder schloss. Na toll, hatten diese Dämonen auch nur einen Augenblick daran gedacht, dass gerade ein Kaltblüter wie ich Gefahr lief, in der Nacht einfach zu erfrieren? Nennt mich ruhig kleinlich, aber mir lag viel daran, nicht zu enden wie der gute Ötzi, den man irgendwann als gefrorenes Fischstäbchen im Museum ausgestellt hatte.

Hätte man mir gestern noch erzählt, dass mich heute zwei Dämonen besuchen würden, um mir zu sagen, dass mein Vater Freund Hein war, hätte ich ihnen ins Gesicht gelacht.

Vermutlich.

bottom of page